Powerplay | Saison 2020/21 | Ausgabe 3
Um ein sogenannter „kompletter“ Spieler zu werden, muss ein Eishockeyprofi über viele verschiedene Eigenschaften und Fähigkeiten verfügen. Neben den notwen- digen körperlichen Grundvoraussetzungen haben beispielsweise auch „Skating“ und „Stick-Handling“ eine entscheidende Be- deutung. Das sind allerdings Fähigkeiten, die nach außen hin sicht-, mitunter sogar messbar sind. Doch es gibt eine Sache, KOPFSACHE: DER MENTALE FAKTOR IM EISHOCKEY – TEIL 1 die niemand direkt sieht und die doch eine der wichtigsten, wenn nicht die wichtigs- te Eigenschaft im Eishockeysport ist: Es geht um das, was sich im Kopf des Spie- lers abspielt, um die mentale Stärke. So herrscht in Trainerkreisen der Konsens, dass Eishockey zu 70 Prozent Kopfsache ist. Benedikt Schopper ist da aber ande- rer Meinung und sagt: „Nein, es sind eher 80 Prozent, wenn nicht mehr. Der beste Körper hilft nichts, wenn der Kopf nicht mitspielt.“ Der Leiter der Sportpsychologie im Deutschen Skiverband im Bereich Alpin Herren, Kai Engbert, schrieb zu dem The- ma: „Der Kopf ist der wichtigste Muskel.“ Sebastian Vogl sieht das genauso: „Das kann ich bestätigen. Ich denke, es gibt vie- le Eishockeyspieler, die ähnliche körper liche Voraussetzungen oder technische Fähigkeiten haben, aber um dann den Sprung in den Profibereich zu schaffen, ist die Stärke im Kopf entscheidend. Das ist häufig der ausschlaggebende Faktor.“ Hinzu kommt, dass man eine mentale Schwäche nicht wirklich durch eine andere Fähigkeit ausgleichen kann. Marcel Brandt sagt hierzu: „Nein, das geht nicht. Das sieht man aber auch an den Top NHL-Spielern, die sind alle unglaublich smart. Wir haben aber auch solche Typen in der Mannschaft, zum Beispiel Antoine Laganière ist super klug und der setzt das im Eishockey auch ein. Das kannst du mit nichts ersetzen. Du kannst kämpfen und checken wie du willst, aber damit alles wirklich funktioniert, brauchst du den Kopf.“ Christian Künast, aktuell Nationaltrainer der deutschen Eishockeynationalmann- schaft der Frauen, sagte während sei- ner Zeit in Straubing in einem Interview: „Meine Meinung ist, dass ein guter Trainer auch ein guter Psychologe ist.“ Verteidiger Marcel Brandt pflichtet bei: „Auf jeden Fall. Vor allem in kniffligen Situationen. Als Spieler kannst du nicht auf zwanzig Leute gleichzeitig achten, weil du ja eigentlich die ganze Zeit mit deinem eigenen Spiel und mit dir selbst beschäftigt bist. Da ist der Trainer auf jeden Fall ein wichtiger Fak- tor. Er hat dann bestimmte Kniffe in seinem Repertoire, die er, wenn nötig, während des Spiels auspackt und die dann fruch- ten. Oder auch in der Drittelpause. Zum Ausgabe 3 | Saison 2020/21 | Clubmagazin POWERPLAY | Straubing Tigers 81 ÜBER DEN TELLERRAND GEBLICKT
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