Powerplay | Saison 2020/21 | Ausgabe 3

weiligen Spielzüge verwendet. Folglich müsste ein Spieler, der in Tom Pokels Meistermannschaft in Bozen gespielt hat, nach einem Wechsel zu den Straubing Tigers eigentlich sofort alle Anweisun- gen von Tom umsetzen können und das System bereits kennen. Dazu meint Tom lachend: „Oh nein, die haben das alles in der Zwischenzeit vergessen. Es gibt Spie- ler, die sind jahrelang im selben Team und die vergessen in der Sommerpause kom- plett alles. Back to Zero, alles auf Anfang ist das Motto.“ Damit ist klar, dass das Trainingscamp nicht nur für die neuen Spieler eine wich- tige Veranstaltung darstellt. „Im Trainings- camp geht es darum, dass die Spieler quasi ‚einkaufen‘ müssen. Um zu funktio- nieren, müssen sie das ‚kaufen‘, was wir ihnen anbieten und zeigen. Es ist egal, ob ich Scotty Bowman (Anm. d. Red.: Trainier- te in der NHL die St. Louis Blues, Montré- al Canadiens, Buffalo Sabres, Pittsburgh Penguins sowie die Detroit Red Wings und gewann als Cheftrainer neun Mal den Stanley Cup.) oder Don Jackson (Anm. d. Red.: Achtmaliger Deutscher Meister als Cheftrainer der Eisbären Berlin und des EHC Red Bull München) heiße, die Spie- ler müssen es ‚einkaufen‘.“ Damit die Spieler die Sachen ‚einkaufen‘, die ihnen Tom Pokel ‚anbietet‘, sehen sie sich Clips von NHL-Teams oder auch von der Weltmeisterschaft an. „Wir wollen von den Besten lernen“, meint Coach Pokel. Vielleicht beherrschen der EV Füssen oder die IceFighters Leipzig auch diesen oder jenen Spielzug, doch das würde ver- mutlich nicht so viel Eindruck hinterlassen. Einen Tag nach dem letzten NHL-Finale hatte Tom Pokel schon deutlich mehr als eine Handvoll Videoclips parat. Auf dem Desktop seines Laptops liegen unzählige Clips, den Überblick darüber hat vermut- lich nur er selbst. Er klickt zielstrebig auf eine Datei und erzählt: „Hier ist der Break- out. Wir arbeiten mit den Spielern in dieser Woche an Board-Technique, am Umgang mit Rims und daran, den Pinch zu lesen.“ Nebenbei ist das ein wunderbares Bei- spiel dafür, warum die Eishockey-Sprache Englisch ist. Für viele kurze und (wenn man ihre Bedeutung kennt) eindeutige Begriffe, braucht es im Deutschen ganze Sätze, da es schlichtweg keinen eigenen deutschen Begriff dafür gibt. Das ganze also nochmal: „Wir arbeiten mit den Spie- lern in dieser Woche am kontrollierten Aufbau aus der defensiven-Zone heraus, an Techniken im Spiel an der Bande, am Einschießen des Pucks in die offensive Zone entlang der Bandenrundung und dem sich dadurch aus der eigenen Zone Befreien sowie Lesen einer Spielsituation, in der ein Verteidiger an die offensive blaue Linie aufrückt und den scheiben- führenden Flügelstürmer an der Bande angreift.“ Welcher Trainer hat schon die Zeit für solche Sätze? Zu den Videos gehören natürlich auch Er- klärungen: „Wenn wir die Videos zeigen und die entsprechenden Situationen ana- lysieren, dann begründen wir das auch immer.“ Tom zeigt auf den Monitor und Ausgabe 3 | Saison 2020/21 | Clubmagazin POWERPLAY | Straubing Tigers 77 COACHES CORNER

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